Bericht über eine Delegationsfahrt nach Rojava

10.12.2015 20.00 Uhr AJZ Bielefeld

Rojava

In Rojava (Nordsyrien) und Nordkurdistan (Südosttürkei) ist ein alternatives Gesellschaftsmodell im Aufbau: Das der Demokratischen Autonomie. Dahinter steht die Idee von einem freien, demokratischen, ökologischen und geschlechtergerechten Leben. Insbesondere in Rojava ist es der Bevölkerung seit der Vertreibung der verbliebenen Überreste der syrischen Regierung am 19.7.2012 gelungen, eine demokratische Selbstverwaltung aufzubauen. Die Bevölkerung organisiert nun alle ihre Lebensbereiche selbst: Die Selbstverwaltung basiert auf einem mehrschichtigen Rätesystem, das sich von unten nach oben organisiert. Eine eigene Verteidigungsstruktur mit autonomen Fraueneinheiten, die mittlerweile fast die Hälfte der gesamten Verteidigung ausmachen, wurde etabliert, ebenso eine alternative Ökonomie in Form von Kooperativen, die nicht mehr der Profilogik folgt. Ein umfangreiches Bildungssystem ermöglicht den Menschen die permanente Weiterbildung in verschiedenen inhaltlichen Fragen und in Bezug auf die politische Arbeit. Darüber hinaus ist ein Rechtssystem im Aufbau, das davon ausgeht, dass Menschen sich verändern können und das darauf abzielt, die Menschen für Ideen zu gewinnen, anstatt sie zu bestrafen.
Frauen spielen in diesem Aufbauprozess eine wesentliche Rolle. In allen Bereichen gibt es autonome Frauenstrukturen wie Frauenräte und Frauenakademien, in allen gemischten Bereichen eine 40 % Geschlechterquote und die Regel einer Doppelspitze. Das heißt, Leitungsfunktionen wie Bürgermeister*innenämter werden grundsätzlich von einer Frau und einem Mann besetzt. Das Projekt der Selbstverwaltung ist ständig bedroht, aber der Widerstand, den die YPG/YPJ gegen den „Islamischen Staat“ nicht zuletzt in Kobane, geleistet hat, ist ein Widerstand, der bis zu uns ausstrahlt und ein kraftvolles Zeichen für die Auseinandersetzung um ein menschenwürdiges Leben und gegen Unterdrückung und Hass setzt. Ende Oktober/Anfang November diesen Jahres hat sich eine Delegation aus Deutschland 14 Tage in Südkurdistan und Rojava aufgehalten.
Rechtsanwältin Britta Eder, die daran teilgenommen hat und die Region bereits vor einem Jahr bereist hatte, wird uns über die Lage vor Ort, die Entwicklung, die Probleme aber auch die Fortschritte berichten.
Weitere Informationen zu der Delegationsreise unter http://rojavadelegation.blogspot.de